Weshalb Mitarbeiter aufs Rad gehören

Thomas Cook tut es, DHL auch und Google Deutschland sowieso: sie unterstützen ihre Mitarbeiter bei der Anschaffung und Nutzung von Fahrrädern und E-Bikes. Auch weit kleinere Unternehmen haben die Vorteile der Fahrradmobilität längst erkannt. Der Freiburger Energiedienstleister badenova beispielsweise bietet seinen Mitarbeitern gemeinsam mit einem Kooperationspartner ein Fahrrad-Leasing an. Ähnliche Programme haben auch Kärcher, ebm pabst und viele andere Mittelständler gestartet. Immer mehr Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeiter beim Umstieg vom PKW und Bahn aufs Fahrrad. Und manche haben sich bereits zertifizieren lassen – als fahrradfreundlicher Betrieb.

Mehr als nur ein Trend

Wer in diesen Initiativen nur einen modischen Trend erkennen mag, sollte sich über die zahlreichen Vorteile informieren, die mit der bewegungsaktiven Mobilität von Mitarbeitern verbunden sind, und die sich auch betriebswirtschaftlich sehen lassen können. Wer seine Mitarbeiter aufs Rad setzt, besonders für den täglichen Weg zum und vom Arbeitsplatz, investiert nachweislich in deren Gesundheit und Wohlbefinden.

Obwohl Radfahren durch die tägliche Bewegung ein erhebliches Potenzial für die Gesundheit von Berufstätigen besitzt, wurde es bislang offenbar nicht als fester Bestandteil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements betrachtet und eingesetzt. Dabei bietet gerade ein „aktiver Arbeitsweg“ die ideale Möglichkeit, gesundheitsförderndes Verhalten in den Alltag zu integrieren und ist damit temporären und punktuellen Maßnahmen weit überlegen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt seit langem schon eine mäßige körperliche Anstrengung von 30 Minuten pro Tag. Ein paar Kilometer, Tag für Tag zurückgelegt mit Muskelkraft zur Arbeit und nach Hause, wirken unserem chronischen Bewegungsmangel effektiv entgegen und fördern die Gesundheit.

Das scheint eine aktuelle Untersuchung jetzt zu bestätigen, die zwischen November und Dezember 2014 unter 2.351 Berufstätigen als wissenschaftliche akademische Abschlussarbeit in Deutschland durchgeführt wurde (Autorin: Juliane Kemen) und die das Troisdorfer Beratungsunternehmen EcoLibro vor Kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Die Ergebnisse zeigen, „dass Menschen, die ihren Arbeitsweg ganzjährig aktiv gestalten, im Durchschnitt ein Drittel weniger Krankheitstage vorweisen als die sonstigen Verkehrsteilnehmer“, so EcoLibro.

Deutlich niedrigerer Krankenstand

Mitarbeiter, die ihren täglichen Weg zur und von der Arbeit mit dem Fahrrad zurücklegen, fehlten demnach 2014 krankheitsbedingt nur 3,41 Arbeitstage. Nur Fußgänger fehlten mit 3,31 Tagen noch etwas weniger. PKW-Fahrer waren durchschnittlich 5,26 Tage im Jahr krank und damit fast zwei Tage länger als Fahrradfahrer und Fußgänger. Letztere schnitten auch besser ab als ÖPNV-Nutzer (5,32) und Mix-Nutzer mit hohem Anteil an PKW-Fahrten. Die durchschnittliche Anzahl der Krankheitstage unter den Teilnehmern mit bis zu 30 Krankheitstagen im Jahr betrug 4,70 Tage.

Auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass es ohnehin besonders gesundheitsbewusste Mitarbeiter sind, die ganzjährig zumindest einen Teil ihres Arbeitsweges mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen – der Studie zufolge verfügen diese Personen auch über einen günstigeren Body Mass Index (BMI) und fühlen sich insgesamt wohler.

Schön und gut, aber ist Radfahren nicht auch gefährlich? Die Untersuchung bestätigt zwar, dass Fahrradfahrer ein höheres Unfallrisiko als Autofahrer besitzen, „doch ist dieses Risiko, gemessen nach Anzahl der Krankheitstage, deutlich geringer als der positive Effekt der körperlichen Bewegung“, so das Fazit der Studie. Sichere Fahrräder, angemessene Bekleidung und der positive Trainingseffekt durch tägliches Fahren dürften das individuelle Unfallrisiko zudem senken.

Hilfe vom Finanzamt

Die zitierte Untersuchung, übrigens die erste dieser Art für Deutschland, zeigt, dass Arbeitgeber die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter signifikant und dauerhaft verbessern können, indem sie die Nutzung aktiver Verkehrsmittel auf dem Arbeitsweg anregen und unterstützen. Sie können Personalkosten einsparen und die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern.

Dabei erhalten sie sogar Unterstützung vom Staat. Der Fiskus begünstigt nämlich die Anschaffung von Fahrrädern durch den Arbeitgeber: Die „1%-Regel“ aus dem sogenannten Dienstwagenprivileg gilt seit einer neuen Steuerregelung vom November 2012 nun in ähnlicher Weise auch für Fahrräder und E-Bikes. Mitarbeiter können ihr neues Fahrrad, Pedelec oder E-Bike ganz bequem über die monatliche Gehaltsabrechnung per Gehaltsumwandlung finanzieren und damit bares Geld sparen. Für den Arbeitnehmer bedeutet das: Der geldwerte Vorteil, der bei der Bereitstellung des Dienstrades durch den Arbeitgeber entsteht, muss mit einem Prozent des Brutto-Listenpreises monatlich versteuert werden. Dabei sind Diensträder sogar bessergestellt als Dienstwagen: Der Anfahrtsweg zur Arbeit per Rad muss nicht versteuert werden.

Gesunde Mobilität leichtgemacht

Die steuerliche Begünstigung dürfte entscheidend dazu beigetragen haben, dass in Deutschland eine Vielzahl von Anbietern entstanden ist, die Leasing für Dienstfahrräder anbieten und Arbeitgebern den kostengünstigsten Weg zu den neuen gesunden Mobilitätskonzepten bieten.

Beratungsunternehmen wie EcoLibro oder der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club e.V. (ADFC) bieten Arbeitgebern spezielles Knowhow und praktische Dienstleistungen an. Mit softwaregestützten geografischen Analysen kann ein optimaler Mobilitätsmix der Mitarbeiter mit dem Ziel eines möglichst hohen Bewegungsanteils ermittelt werden. Anreizprogramme und andere ergänzende Maßnahmen helfen, den Umstieg aufs Rad attraktiv zu machen und auf Dauer zu erhalten. Krankenkassen unterstützen fahrradfreundliche Initiativen vielerorts mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen.

Fahrradfreundlicher Betrieb

Selbst eine Zertifizierung als „fahrradfreundlicher Betrieb“ ist möglich: Der ADFC hat hierfür ein Beratungskonzept mit einem ausgefeilten Kriterienkatalog entwickelt, bei dem auch die betriebliche Infrastruktur berücksichtigt wird. Dazu gehören geeignete Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Umkleideräume für die radfahrenden Mitarbeiter.

Wo diese fehlen, wird der Umstieg auf die Fahrradmobilität nicht ohne zusätzliche Investitionen gehen. Geld, das jedoch in der Fitness, der Gesundheit und im Wohlbefinden der Mitarbeiter gut angelegt sein dürfte. Und da Fahrradfahren dann doch irgendwie auch im Trend liegt, werden fahrradfreundliche Unternehmen nicht zuletzt auch in der öffentlichen Wahrnehmung und bei gesundheits- und umweltbewussten Mitarbeitern punkten.