Räume in der Fabrikplanung

Räume bieten Schutz, indem sie gegenüber störenden oder schädlichen Umgebungseinflüssen abgrenzen, und sie übernehmen die Aufgabe, verschiedenste Funktionen an einem definierten Ort zu konzentrieren und nutzbar zu machen. So könnte eine abstrakte Definition lauten. Fest steht, dass Räume wichtiger Bestandteil jeder Fabrikplanung sind. Und die wiederum ist von dynamischen Faktoren oder Treibern wie etwa der Marktdynamik, technologischen Entwicklungen, gesetzlichen Anforderungen und nicht zuletzt auch sich wandelnden Bedürfnissen der Mitarbeiter abhängig.

Das Hauptziel dieser Planung gilt der Sicherstellung eines technisch einwandfreien und wirtschaftlich-effizienten Ablaufs des Produktionsprozesses bei optimalen Arbeitsbedingungen für die in der Fabrik tätigen Menschen unter sich wandelnden Bedingungen und Teilzielvorgaben. Zusammengefasst verfolgt diese Planung vier Hauptzielsetzungen: die Sicherstellung eines günstigen, d.h. reibungslosen, störungsfreien und flexiblen Produktions- und Fertigungsflusses, die Realisierung ergonomisch günstiger, ermüdungsarmer, sicherer und motivierender Arbeitsbedingungen, eine optimale Flächen- und Raumausnutzung sowie die Flexibilität von Bauten, Anlagen und Einrichtungen.

Fabrikplanung – Alles im Fluss

Wer sich unter einer Fabrik etwas Statisches vorstellt, irrt. Die moderne Fabrik umfasst hochproduktive Montage- und Produktionsanlagen, die von hoher Komplexität gekennzeichnet sind und die vielmehr ständigen Optimierungen und Umstrukturierungsmaßnahmen unterliegen. Experten gehen davon aus, dass Fabriken durchschnittlich alle anderthalb Jahre völlig umorganisiert werden. Nur so lassen sich Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität aufrechterhalten.

Moderne Fabrikplanung stellt hier die Weichen und sichert die dazu nötige Flexibilität. Dabei vermeidet sie starre, invariante oder nur mit erheblichem Aufwand und Störpotenzial zu verändernde Strukturen. Dies zeigt sich an einem Fabriklayout, das sich allen erforderlichen Veränderungen wie etwa dem Einsatz neuer Maschinen oder der Neugestaltung von Produktionslinien anpassen lässt und veränderungsbedingte Stillstände reduziert. So sind die Wege für Förderzeuge und Menschen genauso berechnet wie Zwischenlager für Werkzeuge und Material. Beides passt sich erforderlichen Veränderungen exakt an.

Lean Management

Das mittlerweile meist am Paradigma des Lean Management orientierte Ziel der Fabrikplanung fordert, die Verschwendung von Zeit und anderen Ressourcen auszuschließen oder soweit irgendmöglich zu minimieren. Mit ausgefeilten MTM-Analysen (Methods-Time-Measurement) werden Arbeitsabläufe sekundengenau analysiert, Plan- und Vorgabezeiten festgesetzt und bei Bedarf variiert.

Ein Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), an dem idealerweise auch die betroffenen Mitarbeiter mitwirken, hilft weitere Verbesserungspotenziale zu identifizieren, Redundanzen abzubauen und Engpässe – auch vorausschauend – zu erkennen und zu beseitigen.

Die Prinzipien des Lean Managements bzw. der Lean Production sind nicht unumstritten. Das Ziel, Fabriken so effizient wie möglich zu organisieren, wird jedoch auch dort sinnvoll sein, wo die Produktion individueller erfolgt und Arbeitsprozesse dementsprechend weniger verdichtet werden können.

Effizienz aus dem Computer

Die moderne Fabrik entsteht inzwischen meist am Computer. Bevor der erste Mitarbeiter das Gebäude betreten hat, haben seine Kollegen in der virtuellen Fabrik bereits ihre Arbeit getan. Dabei werden alle denkbaren Anordnungsvarianten von Lagern, Maschinen, Anlagen und Räumen solange durchgespielt, bis sich ein am ungestörter Fluss orientiertes Optimum ergibt.

Hochentwickelte 2D- und 3D-Software erlaubt die millimetergenaue Planung der künftigen Fabrik und darüber hinaus auch die unbegrenzte Kombination und Variation ihrer Elemente in zwei bzw. drei Dimensionen einschließlich der Berücksichtigung von Sicherheitsstandards, Anschlüssen oder Störkanten. Hersteller von Maschinen, Anlagen und Raumsystemen stellen die hierfür benötigten Daten zur Verfügung. So bleibt nichts dem Zufall überlassen.

Faktor Mensch

Wie rational und effizient Produktionsprozesse auch organisiert werden können – stets sind die Bedürfnisse der sie durchführenden oder beaufsichtigenden Mitarbeiter zu berücksichtigen. Diese werden zum Teil bereits durch Arbeitsstättenverordnungen und ähnliches adressiert. Andere Aspekte, wie Wohlfühlfaktoren oder Motivatoren gilt es jedoch ebenfalls zu würdigen, auch wenn psychologische Faktoren nicht immer leicht und eindeutig zu bewerten sind.

Fortschrittliche Fabrikplanung, die immer das Ganze im Blick hat, wird darum sowohl die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze selbst als auch das dazu gehörende Ökosystem mit Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten mit beinhalten und nach positiven Anreizen suchen, die zum Beispiel von einem ansprechenden Design und/oder Farbgebung ausgehen.

Modulare Alleskönner

Räume sind in der modernen Fabrik kein Selbstzweck, sondern wichtige Bestandteile eines funktional angeordneten Ganzen. Vorgefertigte modulare oder mobile Raumsysteme tragen zudem der geforderten Flexibilität Rechnung, indem und insoweit sie individuell dimensioniert und ausgestattet werden und schnell zur Verfügung gestellt werden können. Eine weitere Anforderung betrifft die problemlose Umsetzbarkeit durch Gabelstapler oder Hallenkräne, wodurch aufwendige Ab- und Wiederaufbauten und deren störende Wirkungen weitestgehend entfallen.

Die Einsatzmöglichkeiten solcher Raumsysteme sind nahezu unbegrenzt und reichen von Aufenthalts- und Besprechungsräumen, Sanitäranlagen und Kontrollständen bis hin zu flexiblen Einhausungen für Maschinen und Anlagen oder den Schutz empfindlicher oder besonders wertvoller Materialien oder Werkzeuge. Qualitativ hochwertig ausgeführt, erhalten sie ihren Wert über viele Jahre und tragen so ohne nennenswerte Abnutzung zur flexiblen Fabrikorganisation bei.

Für die Einsatzplanung stehen herstellerseitig CAD- und ERP-Software sowie geeignete Schnittstellen zur Verfügung, mit denen auch die 3D-Visualisierung ohne weiteres möglich ist.