Technologie-Kompetenz gefragt

Nichts ist beständiger als der Wandel, das wissen auch Ladenbau-Spezialisten. Mit Kreativität reagieren sie auf die Veränderungen in der Handelswelt, die durch gestiegene Kundenbedürfnisse geprägt und von der Digitalisierung vorangetrieben werden. Beide Faktoren erfordern eine breite Technologie-Kompetenz: Wo früher nur Regale, Kassen und Theken zu liefern waren, sind jetzt Experten für Duft, Beleuchtung, Multimedia, digitale Preisauszeichnung, Sicherheitstechnik sowie für die Integration von Online und Offline-Sales gefragt.

Moderner Systembau löst klassische Ladenbausysteme ab

Vorbei sei die Zeit der Ladenbausysteme von der Stange, davon ist Reinhard Peneder überzeugt. Peneder gilt als profunder Kenner der europäischen Retail- und Shopping-Szene. In seinem StoreBook von 2014 stellt er fest: „Nur im Lebensmittelhandel sind noch großflächig Systemeinrichtungen vorzufinden.“ Bei modisch orientierten Branchen sei dagegen ein hohes Maß an Individualität gefragt. Gestiftet wird diese durch Inszenierungskonzepte wie die Strategische Dramaturgie (siehe auch unser Interview mit Dr. Christian Mikunda “Wohltuende Inszenierung”) und durch maßgeschneiderte, markenkompatible Möblierung und Präsentation. Und sie muss sich von Anfang an rechnen, denn Skaleneffekte wie beim klassischen Systembau stehen hier kaum zur Verfügung. Auch ein hoher Abstimmungsbedarf mit Kunden und Architekten muss berücksichtigt werden.

Mit der zeit gehen — innovative Lösungen finden

Ladenbau-Unternehmen werden sich die benötigten technologischen Kompetenzen vor allem im Bereich IT aneignen müssen, und die Zusammenarbeit mit externen Partnern wird immer wichtiger. Nur wer immer wieder über seine eigene Ladentheke schaut, kann LED-Systeme optimal für das „Visual Marketing“ nützen, ein Neuromarketing- oder ein modernes Sicherheitskonzept umsetzen oder die komplexe Aufgabe erfüllen, analoge und digitale Strukturen am POS sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

Darüber hinaus wird es darauf ankommen, ständig neue Ladenformate zu entwickeln, und die Wünsche der Kunden zu kennen, bevor diese sie erahnen. Wer hätte gedacht, dass Kunden im Lebensmittelgeschäft selbst gerne kochen würden oder sich beim Discounter auf einen Espresso treffen? Für Ingenieure war Querdenken schon immer wichtig, um innovative Lösungen zu finden. Der Ladenbauer kann und muss es genauso tun und Dinge immer wieder neu und überraschend intelligent miteinander kombinieren.

Wem hierfür zunächst die Phantasie fehlt, kann sich von den zahlreichen und aktuell gehaltenen Branchenreports etwa des Deutschen Ladenbau-Verbandes, des EHI-Retail Institute oder auf der alljährlichen Euroshop und anderen Fachveranstaltungen inspirieren lassen. Kreativ, mutig und technologisch kompetent, braucht sich der Ladenbau vor der weiter zunehmenden Ausbreitung des E-Commerce nicht zu fürchten. In dem unabwendbaren Wandel wird er im Gegenteil zunehmend seine Chancen sehen.